ora et labora in Sakharani
Ora et labora – bete und arbeite. Das ist das Motto unserer zweiten Woche in Tansania.
Doch zwischen Nungwi und Sakharani liegen 490 KM, das bedeutet einen ganzen Tag unterwegs sein. Mit Fähre und Bus, unsere rote Gitarre wieder im Gepäck, sind wir von Sansibar weiter auf dem Weg in die Usambara Berge. Bist du schon mal mit einem Überlandbus durch Afrika gefahren? "Luxusbusse" aus den Neunzigern mit kaputter Klimaanlage, Fernsehern an Bord, wo ständig Musikvideos laufen, die uns weis machen wollen welches die Schönheitsideale der Welt sind money, sexy, edel und Luxus, oder eben Filme, die schlecht synchronisiert sind. Das heißt, die Story wird über die bestehende Dialogspur hinweg auf Kisuaheli erzählt und ist nur so mit Gewaltszenen gespickt, dass die bei uns erst ab 16 frei gegeben wären. Nur müssen sie hier von jedem mitreisendem Kind mit angesehen werden. Bei jedem Stopp steigen fliegende Händler ein, oder bieten am Fenster ihre Waren auf dem Kopf tragend an. Die Snacks sind günstig, so dass man sich durch das vielfältige Angebot knabbern kann. Es ist aber immer wieder ein Abenteuer. Hatte ich vor 6 Jahren doch ein kleines afrikanisches Kind auf dem Schoss sitzen, da es an Fensterplatz besser raus schauen kann und von dem Mzungu ganz fasziniert war. Bist du dann endlich nach Stunden langer Fahrt am Ziel angekommen, bieten freundliche Bodaboda Fahrer dir an, dich mit dem Motorrad zu deiner Unterkunft zu fahren, voller Überzeugung 2 Personen mit 2 Koffern, Rucksack und Gitarren-case transportieren zu können. Im Zweifel hilft sein Rafiki mit dem zweiten Bike. Aber wir lehnen jedes Angebot dankend ab, haben wir doch den unglaublichen Luxus, dass uns ein Mönch abholt, obwohl es mittlerweile schon spät geworden ist.
Ausdrücklich
erwähnen möchten wir, dass wir uns in solchen Situationen in
Tansania nie unwohl gefühlt haben. Auch jetzt nicht, wo wir zwei
Mzungi mit unserem ganzen Hab und Gut im Dunkeln irgendwo in einem
Bergdorf alleine an der Kreuzung stehen. Dennoch ist die Freude groß
als wir den Wagen mit dem Zeichen der Bendektiner Abtei
erblicken und einsteigen können. Augenblicklich fühlen wir uns
"like in heaven" war da eben noch das laute Fernsehen und das
Gewusel so empfängt uns hier liebliche Kirchenmusik und Bruder
Eusbesius mit seiner unglaublich sanften und freundlichen Stimme. Wir
lassen uns in die komfortableren Sitze fallen und lassen uns die
letzten Kilometer bequem nach oben schaukeln. Ein bisschen traurig
sind wir nur, dass es bereits dunkel ist, denn von unserem letzten
Besuch wissen wir, wie schön dieser letzte Teil der Fahrt ist, wenn
es in die Berge hoch geht. Dieser Reiz der Landschaft ist mit ein
Grund, warum wir eine ganze Woche hier verbringen möchten. Der
andere ist die Herzlichkeit der Mönche, die wir bereits beim letzten
mal ein paar Tage erleben durften. So werden wir auch auch jetzt
wieder mit offenen Armen und Herzen empfangen. Mit dem Unterschied,
dass wir dieses Jahr nicht alleine im Gästehaus sind. 12 junge
Männer bereiten sich 2 Monate mit "Sala na Kazi" - "beten und
arbeiten" auf ihr Postolat in Ndanda vor. (sollten wir unseren
Seminaristen auch mal empfehlen.) Neben der Tageszeiten-Liturgie und
der täglichen Messe, heißt das vormittags auf der Farm arbeiten,
nachmittags Vorlesungen in Liturgie und Bibel mit Prior Julianus und
natürlich selber das Essen mit zuzubereiten, Wäsche waschen – auf
der Hand – die Zimmer und Räumlichkeiten im Gästehaus zu putzen.
Dabei bleibt noch Zeit für abends Soccer zu schauen oder zum
Kulturaustausch mit uns Mzungi. Bis auf die Vorlesungen am Nachmittag
ist dies für eine Woche auch unser Tagesablauf: 6.30 Laudes mit
anschl. Messe Frühstück in der Kommunität der Mönche und bis zum
Mittagessen Arbeit auf der Farm – in der Küche (gelernt Ugali zu
kochen), dem Weinberg, oder den Feldern. Kennst du die Panga? Unser
Lieblingswerkzeug zum abschlagender Maiastengel und Ähnlichem. In
dieser Region ist diese alltäglich. Begegnen uns doch schon kleine
Kinder, die mit ihr vertraut sind, oder Frauen und selbst Männer die
sie auf dem Kopf tragen. Apropos auf dem Kopf tragen, bei unseren
Wanderungen am Nachmittag haben wir versucht es den Frau gleich
zumachen und einmal das Brennholz oder bei der Arbeit die
Maisfutterbündel auf dem Kopf zu tragen. Man wächst an seinen
Herausforderungen. Die Vesper beten wir um 18.00 Uhr ehe es dann das
Abendessen gibt und im Anschluss die Komplet, als letztes Gebet des
Tages gebetet wird.
Wollten wir ursprünglich noch ein oder zwei
Tage mit den "Friends of Usambara", wie vor 2 Jahren wandern
gehen, so hat uns die Ruhe des regelmäßigen Tagesablaufs im Kloster
und das nachmittäglichen ziellose Spazieren durch die Berge
umgestimmt. Wir merken sofort, dass es überhaupt kein Problem ist,
alleine auf Wanderschaft zu gehen. Die Menschen sind nett, grüßen
uns und bevor wir Sakharin erwähnen, weiß schon jeder woher wir
kommen und in welche Richtung unser zu Hause liegt. Einmal wurden wir
auch ein ganzes Stück begleitet, damit wir uns auch ja nicht
verlaufen. Aber verlaufen geht auch eigentlich gar nicht wirklich,
manchmal verliert sich halt nur der Weg in Felder o.ä. und es ist
Improvisation gefragt. Genau das gefällt uns und wir brechen in
einem für uns doch langsamen Tempo auf und schauen was der Weg für
uns bereit hält. Frei nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel!"
Anfangs kommen wir auch gar nicht so weit, weil wir völlig
fasziniert an jeder Pflanze stehen bleiben die wir nicht kennen und
unser Fotoherz schlägt höher. Lange haben wir uns nicht mehr diese
Zeit zum Entdecken genommen und haben auch einfach mal länger an
einem Aussichtspunkt verweilt und wie die Maus Frederic alle Farben,
die Sonnenstrahlen Eindrücke und Gedanken gesammelt, oder einfach
nur meditiert.
Zu Fuß zu den Soni Wasserfällen sind wir an Barbaras Geburtstag nach dem Mittagessen aufgebrochen. Wir kennen die grobe Richtung, haben genug Wasser dabei und folgen den Pfaden, die uns den Weg weisen. Es geht wieder abenteuerlich durch Plantagen, an großen Bäumen und bunten Blumen vorbei. Wieder weisen uns die Einheimischen den Weg, diesmal sogar eine Abkürzung, wenn das mal gut geht. Hei, es war ein toller Weg und wieder hören wir aus Nah und Fern Mzungi, Mzungi. Schüler zeigen uns ihre Englischkenntnisse. "Hello!" - "How are You" - "Fine!" In Soni angekommen, waren wir beim 1. Blick auf die waterfalls entsetzt über die Vermüllung. Ein netter Straßenverkäufer erklärt uns dann, wo wir zu den Aussichtspunkten kommen. So laufen wir noch etwas der Straße entlang und erkunden bei der ersten Möglichkeit schon das Gelände. Hier sind wir fast alleine und klettern auch die Leiter hoch um noch einen besseren Blick von oben zu erhaschen. Dann gehen wir aber auch noch das letzte Stück weiter, bei einer Schule ist der Eingang zu einer gepflegten Anlage. Es kostet ein paar Schilling Eintritt, aber wir haben das Gefühl, dass es für eine gute Sache ist. Am späten Nachmittag sind noch ein paar Schüler da und wir gehen über das Gelände runter zum Wasserfall. Hier sind wir jetzt ganz alleine und sind verzaubert von den Schönheit dieses Ortes. Auf dem Rückweg hoch zur Soni Falls Pre and Primary School hören wir afrikanische Musik und suchen die Party. Diese entpuppt sich zur Chorprobe der Jerusalem church Soni Tansania. In der Kirche lauschen wir den gewaltigen Stimmen, tanzen ein bisschen mit und Barbara bekommt zum Abschluss ein Geburtstagsständchen auf Suaheli und Englisch geschenkt. Ihr Herz ist erfüllt und beseelt. Da die Zeit inzwischen fortgeschritten ist und wir die 7 km zurück nicht mehr im Hellen schaffen, nehmen wir ein Bodaboda. Ein abenteuerlicher Ritt über die Bergpisten und durch die Dorfstraßen beginnt und endet mit einer kleinen Fotosaison des Fahrers mit seiner außergewöhnlichen Kunden, die sofort in den Sozialmedia und vor dem Tor von Sakharani mit father Julianus, dem Prior geteilt werden. Hier bleibt auch nichts geheim. Bevor die Sonne untergeht haben wir noch eine Session mit unserer "roten Gitarre" und nehmen Abschied von unseren Lieblingsplätzen. Kwa heri bis zum nächsten Mal.